Ostküste Kapitel I: Lexington, Cambridge und Somerville
Spät abends landeten wir in Boston Logan Airport, ohne große Probleme ging alles wie geschmiert. Durch die Hektik beim Umsteigen in Chicago waren wir allerdings ganz schön hungrig, denn die geplante Chicago Pizza fiel aus. Erik Kondo, unser Gastgeber in Boston, holte uns vom Flughafen ab und fuhr mit uns zur nächsten Pizzabude um die Löcher im Bauch zu stopfen.
Erik lebt mit seiner Frau Katherine und ihren drei Kindern in einem sehr schönen Haus mit historischer Fassade. In Lexington stehen viele solcher alten Häuser aus der Zeit des Unabhängigkeitskrieges. Auch das Innere war passend und stilvoll eingerichtet, mit alten Kaminen, Stuckverzierungen, einigen alten Möbelstücken und zwei alter Rollstühle, passte alles wunderbar zusammen. Damit dieses alte Haus rollstuhlgerecht wurde, haben Sie in mühevoller Arbeit das Haus um einen Anbau mit Fahrstuhl erweitert.
Am ersten Morgen habe ich mit Erik ein bisschen Wheelchair Skateboarding probiert. Er hat mehrere Skate- und Longboards angepasst. Ein Longboard hatte eine Bremse, ein anderes war besser zum absteigen geeignet. Ich probierte dann sein Rollbrett, welches er so zusammengebaut hat, dass man damit einen Wheelie machen kann, als mit dem Brett, mit dem Stuhl muss man das ja eh. Sein Ziel ist es damit über Skaterampen zu kommen. Dazu hat er zwei kleine Rampen, eine Quarter und eine Funbox, in der Einfahrt stehen. Da ich im geradeaus fahren noch nicht so gut bin, habe ich mich mal am Moving Mount probiert, also dem aufspringen auf das fahrende Board.
Später wurden wir von Steve Neary, Kumpel von Lisa und Sänger der Band Far from Finish, eingesammelt und sind nach Cambridge gefahren. Cambridge liegt am Ufer des Charles River, direkt gegenüber von Boston und beherbergt zwei der wohl bedeutendsten und bekanntesten Universitäten der USA, Harvard und MIT. Rund um den Harvard Square haben wir uns dann auch erstmal umgeschaut. Die Universitätsgebäude und der Campus der Harvard University haben einen wunderbaren Charme, der eher europäisches Flair versprüht. Da die Boston Area keinen wirklich tollen Skatepark zu bieten hat, habe ich die Chance genutzt und ein paar Street Spots mitgenommen. Ich will ja nicht außer Übung kommen. Schließlich erwartet uns in New York City noch mindestens ein richtig fetter Skatepark.
An diesem Tag haben wir es nicht mehr bis nach Boston geschafft, naja, mit einem Rad waren wir wohl schon in Boston, haben uns aber auf dem Charles River zum umdrehen entschlossen und noch auf Dinner und ein paar Bier zurück nach Cambridge gegangen. Wir trafen uns noch mit weiteren Freunden von Lisa um gemeinsam noch die Schlussrunde in Cambridge zu drehen. Auf dem Harvard Campus war eine Gruppe Japaner dabei den Schuh einer Statue von Mr. Harvard zu putzen, einer nach dem Anderen. Also versuchte ich mich auch mal als Schuhputzer, da der Kerl aber ganz schön weit oben sitzt, musste ich mir ein wenig helfen lassen. Gemeinsam mit Brendan, Sarah und Steve sind wir dann noch eine Weile über den Campus geschlendert, haben ein paar Treppen unsicher gemacht und sind danach für leibliche Wohl ins Pub Peoples Republic eingezogen.
Sonntag sind wir gemeinsam mit Erik nach Somerville zum Indoor Klettern gefahren. Dort gibt es eine Adaptive Climbing Gruppe, mit der wir dann gemeinsam die Wand hoch sind. Julia, welche die Gruppe leitet und Liz, die uns gehalten hat, waren eine große Hilfe für die ersten Klettererfahrungen. Mein erster Versuch war echt anstrengend und ich dachte ich schaffe es nicht bis nach oben, aber mit den anfeuernden Leuten ging es dann doch noch nach oben. Voll durchgeschwitzt unten angekommen, konnte ich nicht mal mehr eine Flasche öffnen. Lisa war so nett und tat das für mich. NUn gönnte ich mir eine Pause und schaute Anna beim klettern zu. Mit ihren kurzen Armen konnte sie nicht jede Route nehmen, erklomm aber den selben Aufstieg wie ich.
Lisa ging es leider nicht so gut, weswegen sie aufs klettern verzichtete. Nach einer kleinen Pause wollte ich es nochmal wissen und suchte mir eine andere Route. Julia sagte ich solle mal probieren eine zu nehmen, die etwas überneigt ist, damit die Beine nicht ständig an der Wand schleifen. Ich glaubte nicht, dass ich noch genug Reserven hatte, um noch einmal bis unter die Hallendecke zu kommen. Aber diesmal erschien es sogar leichter, obwohl die Route laut Schwierigkeitsgrad deutlich schwerer sein sollte. Ich habe die Pause aber auch genutzt, um mir ein paar Techniken bei Erik und Julia abzuschauen. So schaffte ich es nach oben und konnte dieses mal sogar noch halbwegs meine Finger bewegen.
Nach der Kletterpartie testete Erik vor der Halle seine neueste Longboard Kreation – mit elektrischem Motor. Bei dieser Erfindung half ihm Arthur, welcher im benachbarten Artisan’s Asylum, einer Offenen Werkstatt, baut, erfindet und bastelt. Der Workspace wird von vielen geteilt und bietet Künstlern, Erfindern und Tüftlern so ziemlich alle Möglichkeiten, egal ob Holz, Metall, Stoff, ob schweißen, sägen oder nähen. Ich finde das ist eine echt gute Möglichkeit und in der Größe mit all seinen Werkstätten eine super Sache für alle, die sich das zuhause nicht leisten können, oder nur gelegentlich schrauben wollen. Auf jeden Fall ist das also der Geburtsort von Eriks E-Longboard und die Generalprobe ergab, dass nur noch kleine Anpassungen nötig sind und bis Erik mit einem Longboard auch Berge hoch kommen dürfte nicht mehr viel Zeit vergehen.
Wann wir es nun endlich nach Boston schaffen? Wartet es ab 😉
Viele Grüße
Anna, Lisa und David
/David
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